08 / 2021

Stadträume neu denken

Stadträume neu denken

Nördlich des Schwabinger Krankenhauses liegt das Maschinen- und Kesselhaus. Anfang des 20. Jahrhunderts wurde es errichtet und diente lange als Betriebsstation der städtischen Elektrizitätswerke. Es versorgte das Krankenhaus und München mit dem für die Heizung und Warmwasserbereitung notwendigen Dampf. Das Werk war sogar über eine Industriegleisanlage mit dem ehem. Nordbahnhof, dem Schwabinger Bahnhof, verbunden. 
2018 veräußerten die Stadtwerke das Grundstück. Seither stehen die Kessel im Kraftwerk still. Im Januar 2021 erwarb Projektentwickler ehret+klein das denkmalgeschützte Gebäude. 

Umringt von einem neuen Wohnbaugebiet sowie dem benachbarten Klinikgelände und großen Grünflächen, bildet das Grundstück einen ungenutzten, anonymen Fleck ohne eigene Identität und Aktivität: dies soll sich ändern.

Vision: Innovatives Bürokonzept im Denkmalschutz

Im Rahmen eines neuen Nutzungskonzeptes plant ehret+klein die Entkernung und Sanierung des denkmalgeschützten Maschinenhauses. Mit einer tischartigen Tragstruktur werden neue Geschossdecken eingebracht, die eine Nutzung des Gebäudes als Großraum- und Loft-Büro ermöglichen. Für die Versorgung der zukünftigen Nutzer ist die Integration einer gastronomischen Einheit vorgesehen. Neben den Räumen im Haupthaus sollen zwei Anbauten an das Maschinenhaus gesetzt werden, die zusätzliche Büroflächen schaffen. 
Bis es allerdings zu einer Neugestaltung und Revitalisierung dieses Erbstücks kommt, werden aufgrund von Planungs- und Genehmigungsverfahren mehrere Monate, wenn nicht sogar Jahre vergehen. Diese Übergangszeit möchte ehret+klein sinnvoll nutzen. Mit einer kreativen Zwischennutzung wird dieser Stadtraum bereits jetzt reaktiviert und neu gedacht. 

Zwischennutzung: Spielwiese für neuartige Formen des Zusammenlebens

In Zusammenarbeit mit dem Künstlerkollektiv broke.today und MUCBOOK Clubhaus verwandelt ehret+klein das Maschinenhaus in eine temporäre Begegnungsstätte. Einziehen werden ab August 2021 Kunst, Kultur, Handwerk, Technik und Sport – alles, was diesen einzigartigen Standort belebt. Das Maschinenhaus fungiert dabei als gemeinsame Plattform für Kreativität und Begegnungen.
So veranstaltet die Künstlergruppe um broke.today zahlreiche Kulturevents wie Workshops, Auktionen, Lesungen, Flohmärkte und Vernissagen. Zugleich nutzen sie die Räume als offene Werkstatt und Arbeitsplatz. Einen Beitrag zur künstlerischen Bildung von Kindern und Jugendlichen wird das Kreativkollektiv ebenfalls leisten und Workshops für Graffiti, Boxen, Tanzen und Musik durchführen. Die sollen vor allem der umliegenden Nachbarschaft angeboten werden und auf diese Weise ein Gemeinschaftsgefühl und gegenseitige Akzeptanz fördern. So dient die kreative Zwischennutzung auch als Wegbereiter für die zukünftige Folgenutzung, der sich behutsam und partizipativ in diesen Stadtraum einfügen soll. 

Dieser Beitrag ist ebenfalls erschienen im POLIS Convention Messemagazin im August 2021