10 / 2022

"Wir dürfen soziale und ökologische Rendite nicht in Euro bewerten"

"Wir dürfen soziale und ökologische Rendite nicht in Euro bewerten"

Impact Investing, Impact Investor und Social Impact sind fast schon Buzzwords. Wer springt da nicht gerne auf den Zug auf und will nicht eben das tun, nachhaltig Investieren? Diese Begriffe achtsam einzusetzen, ist eine hohe Kunst und bedürfen einer tiefgreifenden Umsicht und Verantwortung. Nachhaltige Investments in der Immobilienwirtschaft sind keine Besonderheit, sondern werden der Standard, um tatsächlich nachhaltige, gesellschaftliche Ziele zu erreichen. Das Ziel sollte nicht weniger hoch von den Akteuren der Branche selbst gesteckt werden.

Die Immobilienwirtschaft erlebt derzeit im Zeitraffer eine tiefgreifende Transformation. Traditionen werden gebrochen, Denkweisen, die sich über Jahrzehnte in der Lehre hielten und sich in der Praxis manifestierten, unterliegen einer Disruption. Gut so…! Unlearn to learn! 

Unstrittig ist, dass sich die Branche Ziele zur ökologischen, sozialen und unternehmerischen Nachhaltigkeit (ESG) setzen muss. Nur welchen Einfluss nehmen diese Ansätze auf die Realwirtschaft und wie lassen sich deren Wirkung messen. Die Etablierung von Standards, deren Strukturierung, die Wirkungsmessung, das Reporting sowie das Benchmarking der Ergebnisse werden die Branche begleiten und fundamental verändern. Wir messen bereits den CO2-Fußabdruck. Wir wissen welche ökologische Wirkung wir erzielen und wie weit wir auf der Ebene des Projektes, Quartiers und der Stadt ökologisch nachhaltig entwickeln, bauen und betreiben - wenn die Wirkung klar zählbare und vergleichbare Werte enthält.

Beim S, der sozialen Nachhaltigkeit, die zunehmend in den Fokus rückt, ist dies anders.  Sie ist kaum messbar und eine Blaupause dafür gibt es nicht. Zu Beginn steht die einheitliche Begriffsbestimmung, einheitliche Modelle zur Messung sowie viel Transparenz und unzählige Versuche in den Reallaboren der Projekte. Die Immobilienindustrie wird auch hier neue Wege gehen müssen, denn alle Akteure müssen zuerst an einen Tisch, um eine optimale Lösung für die Branche zu aggregieren. Der soziale-gesellschaftliche Mehrwert muss analysiert werden, der Nachweis muss erbracht und transparent aufgezeigt werden. Dieser verantwortungsvollen Aufgabe müssen wir uns auch stellen.

Es gilt neben klassischer Bürgerpartizipation neue Wege zu gehen. Einen Versuch haben wir bei ehret+klein in Form von Zwischennutzungen unternommen. Wir haben sehr gute Erfahrungen gemacht, wie sich kreative Zwischennutzungen positiv auf das soziale Miteinander im Stadtviertel auswirken.

Der Reflex unserer Branche ist immer, ein Investment - selbst in Nachhaltigkeit - unter der Prämisse der finanziellen Rendite zu betrachten. Aber haben die soziale und ökologische Rendite zukünftig den üblichen, bekannten Einfluss auf die Bewertung von Immobilien? Der Total Value einer Immobilie muss um die Faktoren der ökologischen und sozialen Nachhaltigkeit erweitert und ergänzt werden, ohne dabei über Mietsteigerungen oder Kaufpreisbewertungen im klassischen Sinne eine Kompensation zu suchen. 

Wirksame und nachhaltig umgesetzte Projekte steigern nicht automatisch ihren Wert, sondern nicht nachhaltige Projekte werden im Vergleich an Wert verlieren. Wenn diese These stimmt, werden wir eine neue Währung einführen müssen. Zukünftige Projekte können nicht ausschließlich in Euro bewertet werden, sondern neue Maßeinheiten im Wert werden CO2 und Social Impact.

Die neue, zusätzliche Währung um in nachhaltige Immobilien zu investieren heißt Social Impact…!